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Wer Griechische Landschildkröten züchten möchte, kann dies ohne eine vorherige Genehmigung tun, sofern es bei einigen wenigen Exemplaren bleibt. Bei einer regelmäßigen Zucht zum Zwecke des Verkaufs kann es passieren, dass einem eine kommerzielle Absicht unterstellt wird und man muss ein Gewerbe anmelden und die Einnahmen bei der Steuererklärung angeben. Bevor du jedoch anfängst Schildkröten zu züchten, solltest du vorher ein paar Punkte beachten.
- Du benötigst viel Platz: Nicht nur, weil dein Gehege bei Paarhaltung generell etwas größer sein sollte, sondern auch weil die Nachzuchten getrennt von den adulten Tieren gehalten werden müssen und dafür ein eigenes artgerechtes Gehege brauchen.
- Es gibt bereits sehr viele private Züchter und leider sind auch die Auffangstationen und Tierheime voll mit Schildkröten. Züchte daher bitte nur bei Bedarf.
Geschlechtsreife
Die Geschlechtsreife ist bei Schildkröten nicht Alters- sondern Gewichts- bzw. Größenabhängig. Da Thb je nach Region sehr unterschiedlich groß werden kann, hängt der Eintritt der Geschlechtsreife auch stark von der Lokalform ab. Im nordgriechischen Mikri Volvi wurde der Beginn der Geschlechtsreife für Männchen ab 14cm und für Weibchen ab 16cm Panzerlänge ermittelt. Im südgriechischen Agios Dimitrios hingegen beginnt die Geschlechtsreife erst bei 17cm bzw. 19cm Panzerlänge. Da das Wachstum von Schildkröten stark von den äußerlichen Bedingungen abhängig ist, spielt das Alter nur eine untergeordnete Rolle und kann sich auch innerhalb einzelner Lokalformen unterscheiden.
Paarung
Paarungszeit ist gefühlt ganzjährig. Mir kommt es so vor, als würde unser Männchen aus der Winterstarre kommen, schnell was snacken und dann sofort seinen männlichen Trieben nachkommen und das jeden Tag bis es dann wieder in die Winterstarre geht. Normalerweise ist die Paarungszeit jedoch von Ende März/Anfang April bis etwa August. Wenn die Temperaturen hoch genug sind und die Männchen genügend Energie getankt haben gehen sie einfach zur Sache.
Das Paarungsritual ist dabei ziemlich grob. Das Männchen rennt unablässig hinter dem Weibchen her und beißt es in die Hinterbeine, damit es stehen bleibt. Dies tut es so lange bis es seinen Willen hat. Bleibt das Weibchen dann stehen und zeigt sich Paarungsbereit, dringt das Männchen mit einem hörbaren Quieken in das Weibchen ein. Das klingt in etwa so wie ein kleiner Quietscheteddy. Nach jedem eindringen läuft das Weibchen ein paar Schritte nach vorne, das Männchen folgt wieder und der Vorgang wiederholt sich einige Male bis die Paarung zu Ende ist.
Auf Grund des hohen Stressfaktors bei der Paarung muss für ein besonders großes Gehege mit vielen Versteckmöglichkeiten für das Weibchen geachtet werden. Zudem sollte das Verhältnis von Männchen zu Weibchen mindestens bei 1:2, besser sogar 1:3 liegen, damit ein einzelnes Weibchen zwischendurch die Gelegenheit hat zur Ruhe zu kommen und zu fressen. Gegebenenfalls muss das Männchen von den Weibchen vorübergehend getrennt werden.
Die Männchen haben verhältnismäßig große Penisse, deren Eicheln sich weit öffnen. Deswegen kann es beim Weibchen zu paarungsbedingten Verletzungen kommen. Diese Gefahr lässt sich verringern, indem man kleinere Weibchen von den Männchen fern hält.
Eiablage Griechischer Landschildkröten
Ist die Paarung geglückt legt das Weibchen Eier. Diese vergräbt es an einem besonders sonnigen Plätzchen im Garten. Jedes Weibchen legt dabei zwischen Mai und August, 1 bis 3 Nester á 3-10 Eier. Sie graben mit ihren Hinterbeinen ein ca. 7-10 cm tiefes wie breites Loch, in das sie die Eier ablegen. Dies tun sie, meinen Beobachtungen nach, sehr vorsichtig indem sie das Ei nicht einfach herunterfallen lassen sondern es zunächst auf eines ihrer Hinterbeine legen um es dann vorsichtig ins Loch fallen zu lassen.
Danach legen sie das Ei in dem Loch noch zurecht und schütten zwischendurch schonmal ein bisschen Erde darüber, bevor das nächste Ei gelegt wird. Übrigens müssen sich Schildkröten nicht jedes Jahr paaren, um befruchtete Eier zu legen. Die Weibchen können das Sperma mehrerer Männchen über mehrere Jahre hinweg speichern, sodass auch Nachkommen produziert werden können, wenn mal kein Männchen in der Nähe ist.
Nach erfolgreicher Eiablage wird das Loch wieder zugeschüttet. Dies geschieht ebenfalls sehr sorgfältig, da Feinde das Gelege natürlich nicht sofort entdecken sollen. Manchmal sind die Löcher so gut wieder verschlossen, dass man schon ganz genau hinsehen muss um die Stelle als Gelege zu erkennen.
Während des gesamten Vorgangs (der Eiablage und der Tarnung) scheint die Schildkröte in einer art Trance zu sein. Sie widmet sich hoch konzentriert dem Prozess und lässt sich scheinbar durch nichts aus der Ruhe bringen. Weder durch andere Tiere noch durch Menschen. Interessanterweise lassen unsere Schildkröten ein Eierlegendes Weibchen immer in Ruhe, was man selbst auch tun sollte. Nicht einmal unser Männchen macht in dem Moment anstalten das Weibchen zu stören.
Als unsere Weibchen das erste Mal Eier legten, wussten sie wohl noch nicht so recht was mit ihnen geschieht und was sie machen sollten. So legten sie die Eier kurzer Hand einfach auf die Wiese. Meine Großeltern hielten dies zunächst für einen Scherz unserer Nachbarn und dachten zuerst, dass es sich bei den Eiern um Tischtennisbälle handelt.
Inkubation
Ist der Sommer heiß, die Eier in lockerer Erde oder Sand vergraben und vor starken Regenfällen geschützt, so kann man den Versuch wagen die Eier auf natürliche Art und Weise auszubrüten. In der Regel sind unsere Sommer jedoch viel zu kalt und zu verregnet, als dass eine erfolgreiche Naturbebrütung möglich wäre. Daher sollte man die Eier ausbuddeln und künstlich bebrüten. Eine höhere Chance auf Naturbruten hat man, wenn die Eier im Frühbeet oder Gewächshaus vergraben sind. So kam es 2018 zu zahlreichen Berichten von (ungewollten) Naturbruten.
Beim ausbuddeln dürfen die Eier unter keinen Umständen gedreht werden. Anders als bei Vögeln, liegen die Schildkröten-Föten oben auf dem Eidotter und justieren sich bei einer Drehung nicht automatisch neu. Wird ein Schildkrötenei auf den Kopf gedreht, so liegt auch der Schildkröten-Fötus unten, wird von dem Eigelb erdrückt und stirbt ab. Daher sollte man sich eine Markierung auf die Oberseite der Eier machen wenn man diese entnimmt und genau darauf achten die Eier nicht zu drehen.
Die ideale Bebrütungstemperatur liegt zwischen 24 und 33 Grad Celsius. Falsche Temperaturen führen zu Missbildungen oder im schlimmsten Fall zum Tod der Föten. Eine Nachtabsenkung der Temperatur ist zwar nicht zwingend nötig, entspricht aber eher den natürlichen Bedingungen. Die Temperatur bestimmt im übrigen auch das Geschlecht der Schildkröten. Bei Temperaturen unterhalb von 31,5° Celsius schlüpfen mehr Männchen, bei Temperaturen oberhalb des Schwellenwertes mehr Weibchen. Wer bei der Zucht auf ein bestimmtes Geschlecht abzielt, kann dies ja berücksichtigen. Da Männchen schwerer zu vermitteln sind, empfiehlt es sich auf Weibchen zu züchten. Ich persönlich habe in meinen Anfängen tagsüber hohe Temperaturen gehabt und mit Nachtabsenkung gearbeitet. Seit einigen Jahren habe ich die Temperaturen konstant über 31,5 Grad. Neue Forschungen gezeigt, dass sich die Föten aktiv im Ei bewegen und damit quasi in der Lage sind sich ihr Geschlecht selbst auszusuchen.
Ein Brutkasten oder Inkubator ist zum Ausbrüten nicht unbedingt erforderlich, da es allein auf die Wärme ankommt. Es kann aber sehr hilfreich sein, da die Temperatur in einem Inkubator schön gleichmäßig erzeugt wird. Beim Kauf sollte man darauf achten einen speziellen Reptilien Inkubator zu nutzen. Inkubatoren für Hühnereier haben oft eine automatische Wendefunktion. Dies wäre jedoch tödlich für Schildkröten Embryonen.
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Schlupf
Nach 55-75 Tagen (je nach Durchschnitts-temperatur) ist es dann endlich soweit und die ersten Schildkröten erblicken das Licht der Welt. Unter Zuhilfenahme ihrer Vorderbeine befreien sich die kleinen mittels Eizahn aus dem Ei. Mit ihm ritzen sie das Ei an und drücken die Schale mit den Beinen auseinander. Meistens guckt zunächst nur ein Bein oder der Kopf aus dem Ei, bis sich das Tier durch viel Bewegung aus dem Ei gepresst hat. Der Schlupfvorgang kann zwischen einigen wenigen Stunden und mehreren Tagen dauern. Es hilft, wenn das Ei mindestens bis zur Hälfte eingebuddelt ist.
Direkt nach dem Schlupf sind die Bauchpanzer meistens noch geknickt und entfalten sich innerhalb der nächsten Stunden. Es ist ebenfalls möglich, dass der Bauchpanzer noch nicht vollständig geschlossen ist oder sogar noch ein kleiner Teil des Dottersacks, von welchem sie sich in dem Ei ernährt haben, vorhanden ist. Das ist nicht weiter tragisch. Man sollte lediglich aufpassen, dass der Dottersack nicht verletzt wird. Geht dieser kaputt, besteht unter Umständen die Gefahr, dass das Tier verblutet.
Spätestens sechs Wochen nach dem Schlupf, musst du deine Nachzuchten beim zuständigen Amt anmelden. Hast du nur für deinen Eigenbedarf gezüchtet, brauchst du nicht zwingend eine EU-Bescheinigung. Allerdings empfehle ich dir trotzdem eine zu beantragen, denn man weiß ja nie, ob du die Tiere nicht doch einmal verkaufen oder vererben möchtest.