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Allgemeines zur Haltung im Freigehege
Die Haltung im Garten oder Freigehege ist die beste Variante eine Schildkröte unterzubringen. Bietet das Freigehege viele natürlich wachsende Kräuter und andere Futterpflanzen, ist für die Schildkröten bereits für eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung gesorgt. Vorher aber bitte prüfen, dass keine giftigen Pflanzen dort wachsen.
Lage des Schildkrötengeheges
Das Gehege sollte so aufgebaut werden, dass es erstens den Platzanforderungen der Schildkröte genügt und sich zweitens größten Teils in der Sonne befindet, um den Bedarf an Licht und Wärme zu decken. Ideal wäre daher ein nach Süden ausgerichtetes Gehege. Als Wechselwarme Tiere nehmen Schildkröten so oft sie können ein Sonnenbad um ihre Körper auf Temperatur zu bringen. Insbesondere die Morgenstunden werden intensiv dafür genutzt. Bei Bedarf, müssten zusätzliche Wärmelampen installiert werden. Eine einfache kombinierte UV- und Wärmelampe reicht in einem Freigehege in der Regel völlig aus.
Ausstattung des Freigeheges
Bei der Ausstattung des Freigeheges orientiert man sich am besten nach den Gewohnheiten und Bedürfnissen der Schildkröte, sowie den natürlichen Lebensräumen die die griechische Landschildkröte besiedelt.
Der Untergrund
Die östliche Unterart der griechischen Landschildkröte Testudo hermanni boettgeri, um die es auf meiner Seite hauptsächlich geht, besiedelt im Vergleich zur westlichen Unterart Testudo hermanni hermanni auch vermehrt das Landesinnere und ist somit in unterschiedlichen Habitaten zu Hause. Neben kargen Fels- und Kieslandschaften besiedelt sie auch Wiesenränder oder lichte Wälder.
Der Bodengrund sollte auf jeden Fall aus ungedüngter Gartenerde bestehen. Diese kann mit groben Kies oder Kalkschotter gemischt werden. Ein Teil des Geheges kann auch durchaus mit Rasen bepflanzt oder größeren Steinen oder vereinzelten Steinplatten ausgelegt sein. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. Lediglich von Sand rate ich ab. Auch sollte der Boden nicht komplett aus Steinen oder Steinplatten bestehen.
Bepflanzung im Freigehege
Immer wilkommen sind sämtliche, bekömmliche Futterpflanzen wie Spitzwegerich, Löwenzahn, Bärlauch, Schafgarbe usw.
Neben Futterpflanzen sollte es auch größere (ungiftige) Büsche und Hecken geben, in denen sich die Schildkröten bei Bedarf verstecken und vor der Mittagshitze fliehen können. Denn auch, wenn sie viel Sonne brauchen, so müssen sie sich ab und an ein wenig abkühlen. Meiner Erfahrung nach gut geeignet sind z.B. Pampasgras, welches im Sommer schön nach oben Wuchert, sowie Nadelgehölze. Unsere verstecken sich gerne darin oder klettern kleinere Pflanzen herauf und schlafen Nachts sogar des Öfteren darunter.
Wärmelampen und Technik
In Deutschland ist es im Durchschnitt leider einen Tick zu kalt und die Anzahl an Sonnenstunden etwas zu gering. Die klimatischen Bedingungen sind einfach andere als in der mediterranen Heimat der Griechischen Landschildkröte. Regenschauer sind dort im Sommer meist kurz und kräftig, während es bei uns tagelang durchregnen kann. Für solche Perioden und besonders in kühlen Bergregionen ist der Einsatz einer Wärmelampe durchaus Sinnvoll.
Dabei sollte in den meisten Fällen eine einfache kombinierte Wärme- und UV-Lampe wie die Bright Sun UV Desert 50w oder 70w mit entsprechendem Vorschaltgerät ausreichen. Schließlich muss sie im Sommer ja lediglich Schlechtwetterperioden überbrücken und die Temperaturen in den anderen Jahreszeiten anpassen. Die Lampe muss also nicht täglich brennen und kann gerade bei Außentemperaturen ab 30° im Schatten beruhigt aus bleiben.
Empfehlenswert ist der Einsatz einer Wärmelampe, wenn das Gehege für einige Stunden im Schatten ist. Besonders in den Morgenstunden sonnen sich Schildkröten gerne, um sich aufzuwärmen. Fehlt zu dieser Tageszeit die Sonne, dann sollte unbedingt eine Alternative her.
Sonstiges für’s Gehege
Steine, größere Hölzer und Rinden bieten eine ideale Klettermöglichkeit. Auch wenn man es den Schildkröten nicht sofort ansieht, so klettern sie sehr gerne. Besonders zum Sonne tanken suchen sie gerne eine höher gelegene Stelle auf, um der Sonne näher zu kommen.
Für die Wasserversorgung empfehle ich eine Flache standfeste Schale, die im Durchmesser groß genug ist, dass die Schildkröte darin baden kann. Cool ist natürlich auch ein seichter Bach mit flachem Ufer. Man muss jedoch bedenken, dass Schildkröten gerne ins Wasser machen. Das Wasser sollte also leicht austauschbar sein.
Ein Eiablagehügel aus Sand oder weicher Erde schadet nicht, ist nach meiner Erfahrung aber nicht zwingend notwendig. Unsere Schildkröten vergraben die Eier jedes Mal in der Wiese.
Besondere Bedingungen für Babyschildkröten
Babyschildkröten sollte man nicht mit den großen Schildkröten zusammen halten, da sie zum Einen beim Fressen versehentlich tödliche Bisswunden abbekommen können und zum Anderen besondere Bedingungen an das Gehege stellen. Sie sind besonders stark bedroht auszutrocknen und brauchen daher besonders viele Schattenplätze. In der Freien Natur halten sich die Kleinen meistens versteckt um gerade der heißen Mittagssonne zu entfliehen. Des Weiteren sind die Kleinen besonders gefährdet vom nächsten Eichhörnchen, Vogel oder Katze verschleppt zu werden. Daher sollte das Babygehege auf jeden Fall mit einem Netz oder Gitter von allen Seiten gesichert werden.
Als besonders gut geeignet haben sich Frühbeete mit „Garten“ herausgestellt. Das Frühbeet an sich bietet Schutz und wärmt sich an kühleren Tagen mehr auf als die Umgebung und in dem Bereich draußen an der frischen Luft bekommen sie dann direkte Sonnen- und UV-Strahlen ab. Wenn es zu heiß wird kann (und muss) der Deckel einfach zum lüften einen Spalt breit aufgemacht werden. Frühbeet und Außenbereich sollten viel bepflanzt und mit vielen Verstecken ausgestattet werden.
Freigehege auf dem Balkon
Wer keinen Garten zur Verfügung für ein Freigehege hat, der kann alternativ ein Freigehege auf dem Balkon einrichten. Das ist besser als eine reine Terrarienhaltung, da die Schildkröte auf diese Weise frische Luft und echte Sonne abbekommt. Da Balkone in der Regel relativ klein sind, bietet sich ein Balkongehege meistens jedoch nur für die ersten Jahre einer Schildkröte an.
Neben der erforderlichen Mindestgröse des Freigeheges is es auch hier wieder wichtig zu beachten, dass die Sonne möglichst lange auf das Gehege scheint, es aber trotzdem genügend Schatten und Versteckmöglichkeiten gibt. Ist der Balkon überwiegend im Schatten ist eine Wärmelampe in jedem Fall Pflicht. Auch in Gegenden mit wenig bis mittelmäßig vielen Sonnenstunden sollte eine Wärmelampe ab und zu hinzugeschaltet werden.
Für die Sicherheit der Schildkröte wichtig wäre zum einen das Gehege bzw. den Balkon (falls sie es mal aus dem Gehege schafft) ausbruchsicher zu machen und zum anderen das Gehege so zu bauen oder zu platzieren, dass sich darin kein Regenwasser stauen kann.
Auch ich habe seit einiger Zeit ein Balkongehege für meine Nachzuchten. Wer sich dafür interessiert, dem empfehle ich die Beitragsreihe zum Bau des Balkongeheges.
Probleme und Gefahren bei Freigehegen
- In vielen Gegenden unserer Breitengrade ist es notwendig für die Übergangszeit extra Wärmelampen zu installieren.
- Das Gehege muss gegebenenfalls rundherum gegen Ratten, Marder, Füchse oder ähnliches gesichert werden. Manche Halter haben schon über Nacht (fast) all ihre Schildkröten verloren. Für die Nacht empfiehlt sich daher für Risikogebiete ein abschließbares Schutzhaus.
- Für den Fall, dass sich zwei Schildkröten nicht mehr vertragen sollte das Gehege so gebaut werden, dass es sich leicht in zwei Einzelgehege separieren lässt um die Tiere schnell trennen zu können.
- Das Gehege für Babyschildkröten muss besonders viele Versteckmöglichkeiten aufweisen, da sie besonders stark vom austrocknen bedroht sind und sich diese in der freien Wildbahn in den ersten Jahren auch überwiegend versteckt aufhalten.