Einem Forscherteam um Evelyn L. Jensen ist es mit Hilfe von Genanalysen gelungen eine bislang nicht beschriebene Art von Riesenschildkröten auf der Galapagos Insel San Cristóbal zu identifizieren. Dafür wurden Proben von 5 Museumsstücken von Individuen, die man in einer Höhle fand, sowie eines Tiers, das 1906 lebend auf einer Expedition gefunden wurde mit Proben von heute auf San Cristóbal lebenden Schildkröten Chelonoidis nigra chathamensis verglichen. Das Ergebnis: Das 1906 gefundene Tier ist mit den heute auf der Insel vorkommenden Schildkröten sehr eng verwandt und gehört zur gleichen Art, doch die 5 Exemplare aus der Höhle unterscheiden sich stark in ihren Genen und weisen stattdessen eine Verwandschaft mit der auf Española lebenden Art Chelonoidis nigra hoodensis und der ausgesorbenen Pinta-Riesenschildkröte Chelonoidis nigra abingdonii, zu der auch Lonesome George gehörte. Die neu entdeckte Art wird man wohl nicht zu Gesicht bekommen können, da sie mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit bereits ausgestorben ist.
Die von den Forschern als wahrscheinlichste genannte Vermutung ist, dass sich beide Arten die Insel in der Vergangenheit geteilt haben, wobei sich eine Art auf das Hoch- und die andere auf das Tiefland konzentriert haben könnte. Zu der Besiedlung von gleich zwei Arten könnte es gekommen sein, dass es eine Protoinsel gab, die aus den Inseln Española und San Cristóbal bestand. Die dort lebende Art hat sich mit der Zeit in zwei Unterarten in den jeweiligen Regionen weiterentwickelt. Als die Inseln dann getrennt waren könnte es zu einem späteren Zeitpunkt zu einer erneuten Besiedlung auf San Cristóbal durch Schildkröten von Española gekommen sein. Leider ist es nicht gelungen sogenannte microsattelite genotypes von den ausgestorbenen Exemplaren zu gewinnen. Diese hätten zur Klärung der Frage wie die beiden Arten entstanden sind eventuell einen großen Beitrag leisten können.
Quelle: Jensen, E.L., Quinzin, M.C., Miller, J.M. et al. A new lineage of Galapagos giant tortoises identified from museum samples. Heredity (2022). https://doi.org/10.1038/s41437-022-00510-8
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