Über den Geruchssinn der Schildkröte hatte ich in der Vergangenheit schon berichtet, dass Schildkröten besser riechen als Hunde. Grund zu der Annahme ist die deutlich höhere Anzahl an Geruchsrezeptor Genen im Vergleich zu Hunden. Schildkröten sollen demnach in der Lage sein feinere Nuancen wahr zu nehmen. In diesem Beitrag berichte ich darüber was sie ihnen ihr Geruchssinn über Artgenossen sagt und welche Fähigkeiten ihnen ihre Nase verleiht.
Ortstreue und Zielstrebigkeit
Griechische Landschildkröten haben eine sehr ausgeprägte Ortstreue. Oftmals liest man von Revieren und Revier- oder Territorialverhalten. Dies ist so allerdings nicht richtig, da sie ihren Lebensraum nicht aktiv gegen Artgenossen verteidigen. Das bestätigt auch der renommierte Buchautor Wolfgang Wegehaupt, der die Tiere seit Jahrzehnten in ihren natürlichen Lebensräumen beobachtet. Wird eine Griechische Landschildkröte aus ihrer gewohnten Umgebung herausgenommen, fängt sie in der Regel sofort an die neue Gegend aktiv zu erkunden, bis sie wieder am Ausgangspunkt oder ihrer gewohnten Umgebung angekommen ist.
Dieses Verhalten war Grund zur Annahme, dass der Mechanismus zur Orientierung komplexer sein muss und nicht nur über die Augen geschieht. Bereits 1986 untersuchten Chelazzi und Delfino welche Rolle der Geruchssinn der Schildkröte bei deren Zielfindung hat. Dazu wurden die Geruchsrezeptoren betäubt und die Schildkröten aus ihrer gewohnten Umgebung entnommen. So fanden sie heraus, dass der Geruchssinn eine erhebliche Auswirkung auf die Zielfindung hat. Sie fanden ebenfalls heraus, dass die Fähigkeit der Zielfindung bei Männchen deutlich stärker ist als bei den Weibchen.
Geruchssinn zur Unterscheidung von Geschlecht und Geschlechtsreife
Insbesondere bei Säugetieren ist es keine Seltenheit, dass sie in der Lage sind anhand des Geruchs zu erkennen, ob beispielsweise ein Weibchen paarungsbereit ist oder ob ein bestimmtes Gebiet schon von einem Alphamännchen besetzt ist. Der Frage, ob speziell Griechische Landschildkröten ähnliche Gerüche wahrnehmen können gingen anfang des Jahrtausends Galeotti et al. nach. Sie wollten wissen, ob der Geruchssinn der Schildkröte ihr etwas über Geschlecht, Geschlechtsreife und Spezies verrät.
Dazu wurden Abstriche bei geschlechtsreifen Tieren an Oberschenkeln und Kloaken gemacht. An diesen stellen riechen Schildkröten besonders häufig und es wird vermutet, dass dort Hormone austreten, die etwas über das Tier sagen. Solche Proben wurden auch von einer anderen Spezies genommen. Den Griechischen Landschildkröten hielt man pro Experiment je zwei unterschiedliche Abstriche hin und zählte wie oft sie innerhalb von zwei Minuten an welcher Probe rochen. Kontrollgruppen bekamen Abstriche mit destilliertem Wasser.
Im Ergebnis interessierten sich sowohl Weibchen als auch Männchen signifikant häufiger für die Proben der eigenen Spezies, was darauf hindeutet, dass sie am Geruch erkennen können, ob es sich beim Gegenüber um einen Artgenossen handelt. Männchen interessierten sich zu dem deutlich mehr für die Proben von Weibchen im allgemeinen und von geschlechtsreifen Weibchen im speziellen. Die Weibchen zeigten diesbezüglich keinerlei Präferenzen. Für Männchen scheint es also wichtiger zu sein diese Unterschiede zu erkennen.
Sehr spannender Blog-Beitrag! Schildkröten sind einfach faszinierende Tiere.
Dein ichliebehaustiere.de Team