Wie in jedem Jahr, möchte ich heute den Weltschildkröten Tag dafür nutzen, meine ganz eigene Schildkröte des Jahres vorzustellen und euch ein paar Infos über diese zu liefern. In diesem Jahr ist es die europäische Sumpfschildkröte, die auch von der DGHT in diesem Jahr zum Reptil des Jahres gewählt worden ist.
Die europäische Sumpfschildkröte Emys orbicularis ist die einzige in Deutschland beheimatete Schildkröte. Wie der Name es schon vermuten lässt, handelt es sich dabei nicht um eine Land-, sondern um eine Wasserschildkröte. Der Name orbicularis bedeutet „mit kleinen Kreisen“ und bezieht sich auf die gelben Kreise an den Wangen und auf dem Panzer. Mit ihren 13 bis 20cm Panzerlänge zählt sie zu den kleinen bis mittelgroßen Schildkröten.
Erst seit jüngster Zeit wird die Europäische Sumpfschildkröte in mehrere Unterarten unterteilt. Durch genetische Untersuchungen wechselt die Anzahl der Unterarten immer wieder mal. In Deutschland heimisch ist die Pontische Sumpfschildkröte Emy orbicularis orbicularis.
Überwiegend karnivor ernährt sich die Europäische Sumpfschildkröte hauptsächlich von Wasserschnecken und -insekten, Muscheln, kleinen Fischen, aber auch verschiedene Wasserpflanzen stehen auf dem Speiseplan. Sie frisst ausschließlich im Wasser, da sie nur unter Wasser schlucken kann. Lebensraum sind überwiegend flache, stehende Gewässer, die sich leicht von der Sonne erwärmen lassen.
Große Schildkröten haben kaum Fressfeinde, Jungtiere und Gelege sind aber zahlreichen Feinden ausgesetzt. So fallen beispielsweise Wildschweine, Füchse und Dachse über die Gelege her, Raben Krähen und andere größere Vögel über die Jungtiere. Auch im Wasser sind sie nicht sicher, wo Welse und Hechte auf sie lauern.
Paarungszeit beginnt im Frühjahr. Das Männchen treibt das Weibchen dafür ins Wasser und umklammert es anschließend. Daraufhin bringt das Männchen das Weibchen durch schnappen dazu ihren Kopf einzuziehen, damit sich die Kloake raus streckt, wodurch das Männchen besser eindringen kann. Die Eier werden an sandigen, sonnigen Plätzen abgelegt und brauchen dann ca. 80-120 Tage, bis die Jungtiere schlüpfen.
Die Art ist sehr stark vom aussterben bedroht. Grund dafür ist einmal mehr der Mensch, der durch Flussbegradigungen und Austrocknung von Gewässern den Schildkröten ihren Lebensraum entzieht. In Deutschland gibt es nur sehr wenige natürliche Vorkommen in Brandenburg. Die übrigen Populationen sind auf (kontrollierte) Auswilderung zurückzuführen. Es gibt einige Artenschutzprojekte, die versuchen die Schildkröte wieder anzusiedeln. In Hessen konnten bereits erste Erfolge erzielt werden. So fand man 2013 ein Jungtier nahe der Nidda und 2014 einen Schlüpfling im Reinheimer Teich.
Auch hier in Bonn gibt es ein kleineres Projekt. Der Botanische Garten Bonn hat im frisch sarnierten Melbweiher Europäische Sumpfschildkröten ausgesetzt, in der Hoffnung das diese sich dort eines Tages vermehren. Bei der Aussetzung war ich damals live vor Ort. Die Schildkröten haben die ersten Winter gut überstanden, für Nachwuchs sind sie allerdings noch zu jung.
Quellen:
[1] EmysHome: Wissenswertes rund um die Europäische Sumpfschildkröte Emys orbicularis (Linnaeus, 1758)
[2] Artenschutzprojekt Sumpfschildkröte
[3] DGHT: Reptil des Jahres 2015: Die Europäische Sumpfschildkröte
[4] Wikipedia: Europäische Sumpfschildkröte